Patti Smith: Im Jahr des Affen

Deutsch von Deutsch von Brigitte Jakobeit, Kiepenheuer & Witsch, 20,00 €
Buchcover

„Eine tödliche Torheit kommt über die Welt“. Mit diesem Zitat von Antonin Artaud leitet Patti Smith ihren neuen Roman ein, in dem sie sich kunstvoll und wortgewaltig durch die amerikanische Gegen- wart schreibt. Der Text ist ein Kunstwerk, eine mitunter surrealistische Traumlandschaft, die sie durchwandert. Gleichzeitig ist er eine Positionierung gegen die republikanische Katastrophe, gegen den „brand- gefährlichen Hahn“, der beim Neujahrsumzug in Chinatown durch die Straßen getragen wird und das Jahr des Affen ablöst – und zugleich das Jahr ihres 70. Geburtstages sowie den Anfang der Trump-Ära markiert. Daneben sind die Trauer und der Verlust wegweisende Motive. Smith lässt sich treiben, reist von einer Stadt zur nächsten, von einem Motel zum anderen, trinkt Kaffee, begegnet Menschen, die wie fantastische Gestalten ihren Weg kreuzen. Sie reist und gleichzeitig ist sie ganz nah bei ihrem Weggefährten Sandy Pearlman, der nach einer Gehirnblutung um sein Leben kämpft, und bei ihrem Freund Sam Shepard, der eben- falls schwer erkrankt ist. Der Tod und die Vergänglichkeit sind omnipräsent in ihrem Gedankenfluss, der sich poetisch durch die großen und kleinen Momente des Lebens und des Abschiednehmens zieht.

Smith sammelt und verweist gekonnt auf Literatur, Musik, Orte und wunderbare kleine Details, die sich tief verwurzeln und inspirieren. Sie lässt uns an ihrer Reise teilhaben, ihre Gedanken und Eindrücke prägen sich ein, und am Ende des Buches ist es beinah so als hätte man schweigend mit ihr auf dem Rücksitz eines alten Autos gesessen, während Charlie Gracies Song „Butterfly“ leise nachhallt.