Shida Bazyar: Drei Kameradinnen

Kiepenheuer & Witsch, 22,00 €
Buchcover

Ein Jahrhundertbrand und ein Artikel, der den Verdacht auf Saya richtet, eine junge Frau mit Fluchthintergrund: So startet „Drei Kameradinnen“ – ein Buch, das nicht geschrieben wurde, um uns für ein paar Stunden zu unterhalten, sondern um endlich Ungesagtes auszusprechen und unsere Perspektive mit großer Wucht gehörig zu erweitern.

Erzählt wird die Geschichte von Kasih, die unbedingt ihre Sicht der Dinge aufschreiben will und das auch ungefiltert tut. Dabei lässt sie nicht nur die Stunden vor dem Brand Revue passieren, sondern seziert auch gleich feinsäuberlich und schonungslos die Jahre ihrer Jugend. Da ist das gemeinsame Aufwachsen mit ihren Freundinnen Hani und Saya in einer kleinen, heruntergekommenen Siedlung, das Erleben von Ausgrenzung, weil die Eltern anders sprechen und nicht wie „normale“ Eltern mit ihren Kindern in den Urlaub fahren können. Kasih erzählt von einem Teenagerleben, das sich anpassen musste, statt aufzufallen, von dem Bedürfnis, laut zu widersprechen, statt immer lächelnd zu nicken. Dabei durchbricht sie immer wieder die vierte Wand und spricht uns direkt an – was uns beim Lesen automatisch aus unserer komfortablen Gedankenwelt holt und auf unbequem gute Weise dafür sorgt, unser eigenes Mindset einmal durch die Mangel zu nehmen und zu ändern.

Ein Buch für unser aller Hier und Jetzt, radikal ehrlich, extrem clever gebaut und obendrauf stellenweise auch noch außerordentlich witzig – dieser Roman macht mit seinen Lesenden, was er will. Großartig!