Irene Solà: Singe ich, tanzen die Berge

Deutsch von Petra Zickmann, Trabanten Verlag, 22,00 €
Buchcover

Hauptschauplatz dieses Romans sind die Pyrenäen in all ihrer naturgegebenen Kraft. Irene Solàs Miniaturen, die sich jede für sich wie ein kleines Märchen lesen lassen, kreisen um ein kleines Dorf in den Bergen.

Sie beginnt ihre Geschichte mit einem Donnerschlag. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Gleich auf den ersten Seiten lässt sie die Natur zu uns sprechen und die Gewitterwolken erzählen. Sie beschreibt aus deren Perspektive, wie sie sich zu einem Blitz aufbäumen, um dann auf der Erde einzuschlagen. Dieses Gewitter trifft den Dorfbewohner Domènec. Ausgehend von diesem tragischen Unfall, nimmt uns die Autorin in den folgenden 17 Kapiteln mit zu den Hinterbliebenen: der Frau, den Kindern, weiteren Dorfbewohnern, den Lebenden und den Toten. Mit dem Blitzeinschlag entlädt sich eine Geschichte, die bis zur Hexenverfolgung im 16. und 17. Jahrhundert zurückreicht und den Bogen über den Bürgerkrieg bis zur Gegenwart spannt. Abwechselnd lässt Solà mal Mensch, mal Tier, mal die Natur aber auch Legenden und Hexen zu Wort kommen. Es ist, als würde die Autorin mit jeder Seite komplexe Erdschichten eines Ereignisses freilegen. Man spürt das Wasser in die Erde sickern – es zischt, knackt, wirbelt in diesem Roman. Solà verwebt all diese Elemente zu einer vielschichtigen Geschichte, die sich beim Lesen erst nach und nach erschließt und einen Großteil des Lesereizes ausmacht. Einfach märchenhaft, zauberhaft und mythisch.