Sabrina Janesch: Sibir

Rowohlt Berlin, 24,00 €
Buchcover

Sibirien nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: Dorthin wurden deutsche Zivilisten aus dem polnischen Wartheland verschleppt. Auch der zehnjährige Josef Ambacher und seine Familie werden von der Sowjetarmee als Zivilgefangene in die Ost-Gebiete Sibiriens, heute Nord-Kasachstan, deportiert. Nach den Qualen des Transports findet sich die Familie völlig erschöpft und aus der Heimat fortgerissen in der kasachischen Steppe wieder. In einem kleinen Dorf suchen sie Unterschlupf und kämpfen fortan darum, sich als Deutsche in der fremden Umgebung, die geprägt ist von der zerstörerischen Kraft der Natur und der Härte und Kälte der Dorfbewohner, ein neues Heim aufzubauen. Es ist die Freundschaft zu Tachawi, einem kasachischen Jungen, und zu seinem russischstämmigen Lehrer, mit dem das entwurzelte Kind Josef in der unwirklichen und mythischen Welt Sibiriens doch noch so etwas wie Kindheit und Wärme erfahren darf. Diese Kindheit verknüpft Sabrina Janesch in ihrem beeindruckenden Roman mit einem zweiten Erzählstrang: dem Aufwachsen von Leila, der Tochter Josefs, in Niedersachsen knapp 45 Jahre später. Auf zwei Zeitebenen erzählt sie abwechselnd und bildgewaltig von zwei Kindheiten, von Vater und Tochter, wobei sie immer wieder Analogien herstellt.

Ein reicher Roman voller starker Bilder, in dem „Bäume vor Kälte platzen“ und das „lange Ohr der Steppe“ mithört. Es geht um Heimat, Familie, Vergangenheit und Freundschaft. Nicht zuletzt wurzelt „Sibir“ in der eigenen Familiengeschichte der Autorin.