Paul Murray: Der Stich der Biene
Ein grandioses Familien-Epos hat Paul Murray mit dem Stich der Biene erschaffen: berührend, klug, düster, dennoch humorvoll. In einer irischen Kleinstadt nahe Dublin lebt die Familie Barnes. Einst wohlhabend, da im Besitz des örtlichen Autohauses, ist aufgrund der Finanzkrise 2008 (nicht nur) der finanzielle Wohlstand der Familie bedroht. In wechselnden Erzählperspektiven nimmt uns der Autor mit, hinter die bröckelnde Fassade zu blicken und die Ursachen zu ergründen.
Cassie, älteste Tochter und Einser-Schülerin, steht kurz vor ihrem Schulabschluss, steckt in einer toxischen Beziehung zu einer Schulfreundin, und fängt aus Trotz an, sich täglich zu betrinken. PJ, der zwölfjährige Sohn, ist gefangen in der Welt der Egoshooter und der Angst, dass sich die Eltern scheiden lassen. Imelda, die Mutter, einstige Dorfschönheit, abgestoßen von der Unfähigkeit ihres Mannes, das Familienunternehmen zu führen, verkauft sämtliche Wertgegenstände auf Ebay. Und Dickie ist der resignierte Vater und Ehemann, der eigentlich einen ganz anderen Weg einschlagen wollte, jedoch gezwungen wurde, das Autohaus und die Verlobte seines verstorbenen Bruders Frank zu übernehmen. Nun baut er einen Endzeit-Bunker im Wald.
Der Stich der Biene entfaltet einen besonderen Sog, dem man sich beim Lesen kaum entziehen kann: dieser 700-Seiten-Schinken ist jede Seite wert. Der Autor vermag es virtuos, die Erzählstränge zusammenzuführen und steuert auf ein großes Finale zu.
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