Jocelyne Saucier: Niemals ohne sie
Matz hat zwanzig ältere Geschwister und ist wahnsinnig stolz auf seine große Familie. Er liebt es, sich an die wilde Kindheit zu erinnern, an das marode Haus, in dem die Horde Kinder täglich um einen Platz auf dem Sofa, eine saubere Hose, ein bisschen Aufmerksamkeit von den Eltern kämpft. Das kanadische Dorf, in dem die Cardinal-Familie lebt, entstand in einer Zeit, als der Bergbau florierte. Doch die Zinkader versiegte schneller als gedacht und das Dorf verwahrloste. Den Cardinal-Kindern ist das nur Recht, schließlich hatte ihr Vater die Zinkader entdeckt und hätte ihr rechtmäßiger, reicher Besitzer werden müssen. Ein großer Konzern hat ihnen ihre Mine gestohlen und so streifen die Cardinals als furchteinflößende Bande durch den Ort, zünden Dynamitstangen und Autos an, machen den wenigen verbliebenen Einwohnern das Leben zur Hölle, bis diese schließlich das Weite suchen. Matz liebt es, wenn seine Geschwister von diesen Abenteuern erzählen, für die er noch zu klein war. Doch an einem Punkt enden die Geschichten immer und er spürt, dass seine Geschwister ein furchtbares Geheimnis hüten. Etwas ist passiert, bevor sie einer nach dem anderen in die weite Welt auszogen und ihre Vergangenheit als „Cardinal-Krieger“ hinter sich ließen.
Jocelyne Saucier zieht uns mit ihrer zärtlichen Sprache immer tiefer in das Spannungsfeld dieser stolzen Familie. Es geht um Familienzusammenhalt, Ehre und Schuld. Man kann diesen Roman gar nicht wieder aus der Hand legen – und am Schluss fällt es einem wie Schuppen von den Augen!
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