Monica Ali: Liebesheirat

Monica Ali erzählt die Geschichte zweier Familien, die durch die bevorstehende Hochzeit von Yasmin und Joe zusammengebracht werden. Da sind die Ghoramis, die vor knapp dreißig Jahren aus Kalkutta nach London emigriert sind, wo sie nun angepasst mit der angehenden Ärztin Yasmin und ihrem Bruder Alif leben. Auf der anderen Seite lernen wir Joes alleinerziehende und feministische Mutter Harriet kennen, die als unkonventionelle Autorin gerne provoziert. Das erste Aufeinandertreffen ist sehr spannungsgeladen, aber es birgt wider Erwarten keinerlei Desaster, sondern ist von einer freundschaftlichen Annäherung beider Mütter geprägt.
Die Autorin verzichtet auf Klischees und typische Culture Clash-Momente – die kulturellen Unterschiede werden lediglich offengelegt, doch nicht für das Geflecht an familiären Geheimnissen und Schwierigkeiten verantwortlich gemacht. Wir Lesenden sind sehr nah an den einzelnen Figuren und verfolgen deren Entwicklung in kurzen Kapiteln. Es geht um die Ehe, das soziale System, Emanzipation, Rassismus, Untreue, Sucht und das Leben im heutigen Großbritannien.
Vielleicht hat die Autorin etwas zu viele Themen in ihren lang ersehnten zweiten Roman gepackt, aber ihre Figuren sind so menschlich, ihr Ton so warm und die Dialoge so klug, dass wir diesen filmreifen Gesellschaftsroman nur empfehlen können!
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