Isaac Rosa: Ein sicherer Ort
Segismundo García hat eine Geschäftsidee: Während sich die Superreichen weltweit mühelos auf die Apokalypse vorbereiten können, will er sichere Orte für die „kleinen Leute“ anbieten. Schließlich sind sie es, die in unserer hemmungslos kapitalistischen Welt immer weiter zurückbleiben. Was früher der Schrebergarten mit seinen paar Quadratmetern Selbstverwirklichung war, ist heute der private Bunker im Kellerabteil oder in der Garage. Blöd nur, dass Segismundo trotz Schlange stehender Interessenten keinen Kredit für seine Unternehmung bekommt. Dafür kann er sich bei seinem Vater, Segismundo Senior, bedanken, der mit betrügerischen Zahnkliniken den Familiennamen besudelt hat – auch wenn er davon nichts mehr weiß, weil er an Demenz leidet. Und dann bringt auch noch der Sohnemann – festhalten, auch der heißt Segismundo – Ärger ins Haus, als dessen illegalen Sportwetten an einer elitären Privatschule auffliegen.
Klingt ulkig? Ist es auch. Vor allem aber ist Ein sicherer Ort – hervorragend übersetzt von Luis Ruby – ein messerscharfer Gesellschaftsroman eines Schwergewichts der spanischen Gegenwartsliteratur. Isaac Rosa beleuchtet beinahe beiläufig drängende Fragen einer Zeit, deren gegenwärtiges System keine Antworten mehr parat zu haben scheint. Statt mit erhobenem Zeigefinger gelingt ihm das mit einem herrlich intelligenten Humor, von dem niemanden verschont bleibt. Auch sonst macht es Rosa uns stilistisch sehr leicht, das Buch nicht allzu schwer zu nehmen – und hinterlässt genau dadurch Spuren.
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