Serhij Zhadan: Internat

Deutsch von Juri Durkot und Sabine Stöhr, Suhrkamp, 22,00 €
Buchcover

Dieser Roman ist großartig, berührend, voller eindringlicher empathischer Bilder. Er macht deutlich, wie Krieg und Zerstörung Menschen und Orte völlig verändern. Schon vor dem Überfall Putins im Februar 2022 gab es im Osten der Ukraine kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Separatisten, russischen Milizionären und ukrainischen Soldaten.

Der Lehrer Pascha will seinen 13-jährigen Neffen Sascha aus dem Internat, das am anderen Ende der Stadt direkt an der Frontlinie liegt, nach Hause bringen. Er braucht einen ganzen Tag, um dorthin zu kommen. Auf dem Heimweg geraten die beiden in unmittelbare Nähe von Kampfhandlungen. Sie müssen sich durch ein besetztes und zerbombtes Gebiet fortbewegen, dabei viele Umwege machen und erleiden Hunger und Kälte. Auf ihrem Weg begegnen sie den verschiedensten Menschen, die trotz ihrer Angst und den Grausamkeiten um sie herum ihr humanes Denken und Handeln nicht vergessen haben. Der in Vielem gleichgültige Pascha entwickelt durch die neuen Erfahrungen moralisches Verhalten und auch das anfangs gespannte Verhältnis zwischen Pascha und Sascha gewinnt an Wärme und Verständnis. Nach einer alptraumartigen Nacht erreichen sie am anderen Tag erschöpft ihr Zuhause.

In faszinierender Sprache beschreibt Sergij Zhadan diese Ereignisse. Zhadan ist ein berühmter Dichter und Musiker aus der Ukraine, der den „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels“ erhielt. Sein Roman „Internat“ wird Anfang 2023 auch als Taschenbuch erscheinen.