Igor Levit/Florian Zinnecker: Hauskonzert
Im Dezember 2019 treffen sich Igor Levit und Florian Zinnecker zum ersten Gespräch – keine herkömmliche Biografie, aber ein Buch über Igor Levit soll entstehen. Zinnecker begleitet den Pianisten bis Herbst 2020 auf dessen Konzertreisen und im privaten Leben. Als es um Kindheitserinnerungen in der Sowjetunion geht, sagt Igor: „Ich erinnere mich nicht an mich, … dann musst du meine Mutter fragen.“ 1995 kamen die Levits als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland, Igor war neun Jahre alt. Schon im Alter von drei Jahren erhielt er in Gorki den ersten Klavierunterricht. In Hannover studierte Igor an der Hochschule für Musik, Theater und Medien. Seit 2019 lehrt er dort als Professor für Klavier.
Wir Leser*innen nehmen teil am schwierigen Werdegang dieses Künstlerlebens, an einer Entwicklung zwischen Selbstzweifel und Selbstüberschätzung. Es ist die Rede von Wettbewerben, vom Studium bei berühmten Lehrern. Die Schilderung entscheidender Konzerte, die Begegnungen mit anderen Kunstschaffenden machen die Lektüre spannend und lebendig.
Und dann kam Corona! Levit konnte nicht mehr öffentlich auftreten, die Idee der Hauskonzerte auf Twitter entstand. „Ich wusste, wenn ich keine Perspektive habe, für andere zu spielen, höre ich auf zu üben, die Hauskonzerte sind für mich von existenzieller Bedeutung“, erzählt Levit. In den Gesprächen werden auch sein politisches Engagement und seine öffentliche Kritik am Antisemitismus deutlich. Igor Levit hat nicht den „Habitus eines Großkünstlers, sein Status als Ausnahmetalent beschränkt sich auf die Klavierbank“, schreibt Florian Zinnecker.
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