Colson Whitehead: Harlem Shuffle

Deutsch von Nikolaus Stingl, Hanser, 25,00 €
Buchcover

Harlem ist Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre die schwarze Hauptstadt der USA. Es ist dreckig und hässlich, die Polizei korrupt und die Politiker käuflich. Ray Carney hat ein elegantes Möbelgeschäft in der 125. Straße übernommen und versucht, es auf legale Weise am Laufen zu halten. Doch die Hinterzimmergeschäfte nehmen zu, vor allem als mit der frohen Kunde des nahenden zweiten Kindes die Ansprüche seiner aus bürgerlichen Verhältnissen stammenden Ehefrau eine größere Wohnung erforderlich machen. Als dann auch noch Rays Cousin Freddy auftaucht und ihn in einen Raubüberfall auf das berühmte Harlemer Hotel „Theresa“ hineinzieht, gerät Ray zunehmend in die Abhängigkeit von Gangstern, Mafiosi und einer reichen weißen Familie aus der Upper East Side.

Der vermeintliche Krimiplot entpuppt sich als tiefgründiger und vielschichtiger Roman in meisterhafter Sprache, auch wenn die Übersetzung des zeitgenössischen Slangs manchmal etwas holprig wirkt. Colson Whitehead erzählt in den New Yorker Nächten von Vorurteilen, Macht, Machtmissbrauch und Machthierachien und von dem amerikanischen Traum, der sich jedoch nie erfüllt.