Anna Katharina Laggner: Fremdlinge

Residenz, 24,00 €
Buchcover

Es gibt Bücher, an die ich sofort denke, wenn ich an „Wohlfühlliteratur“ denke. Und dann gibt es zum Glück auch Bücher wie „Fremdlinge“. Ein Buch, das mit seinem Inhalt zunächst gar nicht nach Komfort, Eskapismus und Lese-Wellness klingt. Eine überraschende Zwillingsschwangerschaft und das innerliche Aufreiben beim Nachdenken über eine potenzielle Abtreibung, das Abwägen von Vor- und Nachteilen einer (erneuten) Mutterschaft, das Reflektieren über eine sich verschiebende Paarbeziehung, die Veränderungen an einem Frauenkörper, der mit dem wachsenden Babybauch gleichzeitig auch öffentliches Begutachtungsobjekt wird. Und doch traue ich mich zu sagen, dass dieser Text einer ist, mit dem es sich wohlfühlen lässt. Denn Anna Katharina Laggner schreibt über die Gleichzeitigkeit von Zweifel und Euphorie, von Übergriffigkeit, gesellschaftlichen Fehlstellungen und absurd-komischen Yoga-Stunden. Es tut weh, den Gedanken der Erzählerin zu folgen – es tut aber gut, sich zwischen den Zeilen wiederzufinden.

„Fremdlinge“ wirbelt in uns Lesenden Fragen auf, lässt uns im nächsten Moment aber auch zustimmend nicken und den Bleistift zücken, um euphorisch unterstreichend über so viele treffsichere, pointierte und sprachlich großartige Stellen zu fliegen. „Fremdlinge“ ist also, kurz gesagt, ein Text, der uns beim Lesen auffängt. Und dieser Effekt ist meines Erachtens einer, der sich ohne Zweifel einer wirklich guten „Wohlfühlliteratur“ zuordnen lässt.