Wu Ming-Yi: Der Mann mit den Facettenaugen

Deutsch von Johannes Fiederling, Matthes & Seitz Berlin, 25,00 €
Buchcover

Der pazifische Müllstrudel bricht über die taiwanische Ostküste herein. Hier lebt Alice, eine Literaturdozentin, die Mann und Sohn bei einem Kletterunfall verloren hat und entschlossen ist, auch ihrem Leben ein Ende zu setzen. Mit dem Müll an Land gespült wird Atile‘i, Bewohner von Wayowayo, einer unberührten Insel im Pazifik, der als Zweitgeborener seine Heimat verlassen musste. Ihre Geschichte erzählt Wu in seinem ersten auf Deutsch erschienen Roman und verwebt diese mit der Geschichte der indigenen Bevölkerung Taiwans – vertreten durch Hafay, eine „Amís“ und Gastwirtin, die ihren Gästen Mahlzeiten aus wildem Gemüse zubereitet und alle mit ihrem wundersamen Gesang in den Bann zieht. Und durch Daho, einen „Bunun“, der Bergführer und alleinerziehender Vater ist und zu seinen Wurzeln zurückkehrt.

Wu Ming-Yi nimmt uns in seinem ökologischen Parabelroman mit auf eine Reise in die phantastische Welt der Mythen, Gesänge und Erzählungen indigener Völker, ihrer Erklärung und Verklärung der Natur: Er beschreibt die Verbundenheit der Menschen mit der Natur und die Abhängigkeit von ihr. Und er erzählt von Trauer und Alleinsein, vom Kampf gegen Widerstände, von Kommunikation jenseits unserer Worte und nicht zuletzt sehr eindringlich von der Zerstörung der Umwelt durch die Menschen.