William Heinesen: Hier wird getanzt!
Etwa 50.000 Menschen leben auf den Färöern, auf 18 schroffen, baumlosen Inseln. In der kleinen Hafenstadt Tórshavn wurde William Heinesen (1900-1991) als Sohn einer färöisch-dänischen Familie geboren. Aus der jahrhundertealten Tradition des mündlichen Erzählens ist ein Schatz von Balladen, Sagen und Märchen überliefert, die Heinesen in sein umfangreiches Werk einfließen ließ. Er schrieb alle seine Werke auf Dänisch, was ihm die Färöer übel genommen haben. Unter dem Spannungsverhältnis zwischen den Inseln und Dänemark hat er zeitlebens gelitten. Seine Erzählungen zeigen einen großen thematischen Reichtum und eine stilistische Breite. Das Buch beginnt mit zwei autobiografischen, humorvollen Geschichten über die fantasievolle, aber wirklichkeitsfremde Großmutter und den großzügigen Urgroßvater, der als Bäcker nach Tórshavn kam. Ganz anders erlebt der Leser die düstere Legende vom fremden Malteser, dem „Don Juan vom Tranhaus“. Sein Leben und Sterben wird raffiniert aus drei historischen Quellen zusammengesetzt. Ein literarisches Kleinod ist die Titelgeschichte „Hier wird getanzt“. Der Autor erzählt, wie er als Jugendlicher ein großes Hochzeitsfest auf einer abgelegenen Insel erlebt hat. Dieser Bericht spiegelt symbolisch die Höhen und Tiefen des Lebens, er handelt von Liebe und Eifersucht, Schiffbruch und Gefahr, Gewalt und Tod und vom atemlosen Tanzen und Singen. Erzählt wird in einem kühlen, manchmal ironischen Ton voller Spannung – und die Weite des Himmels und der See bilden den überaus lebendigen Hintergrund.
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