Alina Bronsky: Barbara stirbt nicht

Kiepenheuer & Witsch, 20,00 €
Buchcover

„Mein Gott, Walter …
Herr Schmidt hat gern alles unter Kontrolle, einschließlich sich selbst. Routine und Struktur im (ruheständlerischen) Tagesablauf sind ihm wichtig, Veränderungen oder gar Überraschungen sind genauso wenig Walters Ding wie Kochen, Putzen, Einkaufen oder das Wechseln netter Worte mit den Nachbarn.

Zu seiner großen (bösen) Überraschung gibt es eines Morgens keinen frisch gekochten Kaffee. Barbara, seit fast fünfzig Ehejahren an seiner Seite, ist gestürzt und liegt fortan nur noch im Bett. Sie war der Motor, der immer alles am Laufen hielt, jetzt muss Walter lernen, für sie und vor allem für sich selbst zu sorgen – sein Leben gerät aus den Fugen.

Alina Bronskys neuer Roman ist das gelungene Porträt einer jahrzehntelangen Ehe, die alles andere als gleichberechtigt ist. Walter Schmidt ist kein Sympathieträger, er verhält sich allem und jedem gegenüber unmöglich, die dysfunktionale Beziehung zu seinen Kindern ist allein ihm geschuldet. Und doch schafft es diese wunderbare Autorin, etwas Urkomisches in die Geschichte zu legen, etwas tief Berührendes. Als Walter langsam merkt, dass Barbara wohl nicht mehr aufsteht, und er gelernt hat, zu kochen und zu kommunizieren, und am Ende etwas Unglaubliches für seine Frau tut, da möchte man ihn doch auch mal in den Arm nehmen. Seine Familie kann man sich eben nicht aussuchen.