James Baldwin: Beale Street Blues

James Baldwins Beale Street Blues beginnt mit einer Szene im Gefängnis. Tish, ein 19-jähriges Mädchen, besucht ihren Liebsten, Fonny, der zu Unrecht dort einsitzt. Sie erzählt ihm, dass sie ein Kind bekommen werden. Sie sieht ihm in die Augen und lächelt, während der Telefonhörer in ihrer Hand ganz feucht wird. Fonny ist für einen Moment ganz weit weg, ganz für sich. Und Tish beobachtet, wie er begreift, dass er Vater werden wird. Dann wirft er den Kopf zurück und lacht – lacht, bis ihm die Tränen übers Gesicht laufen.
Fonny und Tish sind seit ihrer Kindheit unzertrennlich. Als Fonny ein paar Wochen vor seiner Haft um Tishs Hand angehalten hat, gehörte er längst zur Familie. Die beiden waren auf der Suche nach einer gemeinsamen Wohnung, ihr Leben sollte gerade erst beginnen. Dann passiert das Schlimmste, was einem jungen Schwarzen in Amerika passieren kann: Fonny zieht die Wut eines weißen Polizisten auf sich. „Jeder in Amerika geborene Schwarze ist in der Beale Street geboren“, schreibt James Baldwin 1974 im Vorwort zu seinem Roman, der hier in neuer Übersetzung vorliegt. Bis heute hat sich daran kaum etwas geändert. Wenn man Beale Street Blues liest, wird man von einer heftigen Wut auf die Ungerechtigkeit der „weißen“ Justiz ergriffen. Gleichzeitig schreibt Baldwin so einfühlsam über die Liebe, dass einen immer wieder pure Glücksgefühle überkommen. Tish ist nicht allein. Ihre Familie und Fonnys Vater kämpfen unermüdlich, um Fonny aus dem Gefängnis zu befreien. Und jetzt ist ein Kind auf dem Weg und gibt ihnen neue Hoffnung…
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