Jacqueline Woodson: Alles glänzt

Deutsch von Yvonne Eglinger, Piper, 22,00 €
Buchcover

In Woodsons Roman „Alles glänzt“ gibt es eine zentrale Szene, in der auf den ersten Blick nicht viel passiert, die aber alles zusammenhält: Melody feiert ihren 16. Geburtstag, steigt in einem weißen Kleid die Treppe im Haus ihrer Großeltern in Brooklyn hinab und die Blicke ihrer Familie und Freunde richten sich auf sie. Das Kleid hätte eigentlich schon ihre Mutter Iris zu ihrem 16. Geburtstag tragen sollen, doch daraus wurde nichts, denn damals war sie bereits schwanger mit Melody. Die junge Iris bekam das Kind, entschied sich dann aber für ihren Bildungsweg und Melody wuchs bei den Großeltern auf.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven weitererzählt. So kommt Iris zu Wort, aber auch Aubrey, der Vater von Melody, und die Eltern von Iris, die wiederum ihre ganz eigenen Lebenserfahrungen und Traumata mitbringen. Woodson springt zeitlich vor und zurück, und dass sie großartig schreibt, zeigt sich nicht zuletzt im wunderbar individuellen Sound jeder Figur.

„Alles glänzt“ ist ein generationsübergreifender Roman über Klassenunterschiede, Bildung, Mutterschaft und Ambitionen. Wenn man die Bücher von Toni Morrison oder Brit Bennett gern gelesen hat, liegt man mit diesem Roman goldrichtig.